Als die Ost-Berliner den Flughafen Tempelhof abgewählt haben, konnten sie noch nicht ahnen, was sie auslösen würden. Das war nämlich Grund genug für den Berliner Blätterwald, wieder einmal Ost-West zu diskutieren. Nichts Neues dabei, alles nur aufgewärmt. Aber im beginnenden Sommerloch gerade gut genug.
Die Ossis wollen früh aufs Töpfchen, Wessi-Mütter würden ihre Kinder am liebsten zehn Jahre lang stillen. Im Osten waren alle bei der Stasi, im Westen war natürlich niemlas jemand beim Geheimdienst. Die einen wollen ihren Palast wieder, die anderen wollen genau dort ein Schloss bauen. Der Ossi fährt an die Ostsee der Wessi an die West, äh Nordsee. Ossis sprechen sächsisch, Wessis reden hochdeutsch. Und so weiter und so weiter…
So schrieb Wilma B.,68, aus Charlottenburg (Berlin West) in ihrem Leserbrief: „In den Köpfen vieler Ossis ist die Ideologie der DDR verankert.“ Sehr geehrte Frau B.! In den Köpfen vieler Ossis kann die Ideologie der DDR nicht verankert sein, denn es gab und gibt sie nicht. Es gab und gibt die kommunistische und die sozialistische Ideologie. Oder eine liberale oder die konservative Ideologie. Aber keine DDR- oder BRD-Ideologie. Aber das nur am Rande.
Denn es gibt nur einen wirklichen Unterschied zwischen Ost und West. Die Ossis, die die DDR noch bewusst erlebt haben, werden den Wessis immer um eins voraus sein. Denn diese haben beides erlebt: den Osten UND den Westen.Und das kann kein Westdeutscher oder West-Berliner jemals nachholen.