Yuppies & Garcons auf Berlins Dachterrassen

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Die haben ja wohl einen Knall, sagt der Mann, der gerade sein Fahrrad in einem Haus in Berlin Mitte anschließt. Als er im Briefkasten nach Post schaut, schüttelt er mit dem Kopf und betont noch einmal: Die haben wirklich einen Knall.

Von oben drönt laute Musik durchs Treppenhaus. Ab und an wird sie lauter. Immer dann, wenn sich die Wohnungstür der Dachgeschosswohnung für neue Gäste öffnet. Berlins Upperclass-Yuppies feiern. Nicht im Lokal, nicht im Biergarten, nicht im Nobel-Restaurant. Sondern über den Dächern von Berlin.

Während sich die zugezogene Mittelschicht bei koffeinfreien Latte Macchiato mit laktosefreier Milch aus dem Biomarkt in den  Szenecafés in Prenzlauer Berg vergnügt, treffen sich die Yuppies, alles Mitarbeiter eines großen Verlages, alle wichtig, auf einer Dachterrasse mitten in Mitte. Exklusiver Fernsehturmblick inklusive.

Die Terrasse ist etwa so groß wie eine Zweiraumwohnung in Marzahn, 50 Gäste passen hier bequem nebeneinander. Dazu noch eine Band, Livemusik muss schon sein, man gönnt sich ja sonst nichts. Bier steht im Kühlschrank, später dann nimmt man auch gern ein warmes. Bei dem Ausblick, bei den Gästen, kann man schon mal auf den Luxus „kaltes Bier“ verzichten.

Dann spielt die Band. Garcons d étage kommen aus Paris, leben in Berlin. Oder andersrum. Oder beides. Die Songs sind jedenfalls auf französisch, Elektropop nennt sich das wohl. Das Publikum klatscht, das Publikum feiert. Allerdings weiß man den ganzen Abend nicht so recht, ob die Band oder sich selbst. Egal. Hauptsache man ist dabei. Auf den Dachterrassen Berlins, bei den wichtigen Menschen, bei den richtigen Partys.

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2 Kommentare zu “Yuppies & Garcons auf Berlins Dachterrassen

  1. Angenehm ironischer Unterton…
    Ein amüsante Beobachtung scheint mir, dass die „Elite“ Livemusic mit warmem Bier geniesst während das „Proletariat“ wohl nichts gegen Konservenmusik hat aber auf jeden Fall das Bier kalt sein muss!
    Frage mich jetzt ob da die Nachricht, dass Oettinger als eine der wenigen Brauereien einen erhöhten Bierausstoß verbuchen kann, positiv oder negativ zu sehen ist…
    Sehen wir’s neutral – Hauptsache kalt 🙂

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