Ich habe es wieder getan. Obwohl ich es mir schon mehrfach vorgenommen hatte. Du gehst nie wieder an einem Samstagvormittag in diese Schwimmhalle. Denn zum Schwimmen ist Samstagvormittag nicht viel Platz dort. So als ganz normaler Schwimmer, der in Ruhe seine Bahnen schwimmen möchte, ist man Samstag fehl am Platze. Der Samstagvormittag gehört den Terroristen, Pädophilen und den Parfümgeschwadern.
Zuerst kommt der Geruch. Kurz überm Wasser wabert er durch die ganze Halle. Eigentlich erhascht man hier ab und an einen Duft nach Duschlotion oder Sonnencreme. Aber das hier ist kein Duft mehr. Das ist eine Mischung aus Russki-Chanel und Pferdemist. Nicht die Nase wird gekitzelt, sondern der Geruch dringt bis tief in den Magen, leicht beginnender Brechreiz ist die Folge. Mich wundert es wirklich, dass hier noch keiner ins Becken gekotzt hat.
Ursprung dieser Puff-Stall-Mischung ist das, von mir so getaufte, Parfümgeschwader. Sechs Frauen um die 60, zusammen etwa eine Tonne schwer, bilden eine Kette und versuchen, während sie sich über Sonderangebote im Discounter unterhalten, sich irgendwie nebeneinander von der einen auf die andere Seite zu schieben. Mit Schwimmen hat das nichts zu tun. Eher mit Schwabbeln oder Wabbeln. Und weil Fett oben schwimmt, geht das auch ganz gut. Nur sehr, sehr langsam eben. Vier von sechs Bahnen sind somit blockiert.
Und, die Damen haben sich natürlich vorher so richtig eingedieselt. Jede ein anderes Parfüm, jedes schwerer als das andere. Zusammen ergibt sich dann dieser süßlich-eklige Geruch, der sich nun, da die Damen zwar ihre Köpfe, nicht aber ihre Hälse über Wasser halten können, über die gesamte Wasseroberfläche seine Opfer sucht.
Unbeeindruckt davon übt auf Bahn fünf ein Mann das „so lange wie möglich Luftanhalten“ unter Wasser. Er hat eine Taucherbrille auf, sieht aus wie eine Mischung aus Achmed und Osama. Dabei fuchtelt er mit den Händen an der Beckenwand herum. Dann taucht er wieder auf, nimmt die Brille ab, stiegt über den Beckenrand aus dem Wasser. Um eine Sekunde später wieder hineinzuspringen. Das Spiel beginnt von vorn. Achmed setzt sich die Taucherbrille auf und geht unter Wasser. Wieder fuchtelt er mit den Händen, diesmal am Beckenboden, herum. Es sieht wirklich so aus, als übe irgendetwas unter Wasser. Vielleicht das Anbringen von Sprengstoff?
Nun, nach drei dergleichen Übungen, schwimmt Achmed los. Schwimmen ist allerdings etwas anderes. Achmed lässt die Beine nach unten hängen und rudert mit den Armen wild durchs Wasser. Was soll das? Nach kurzer Überlegung komme ich drauf. Natürlich: Achmed übt das Schwimmen ohne Beine. Warum? Er übt das für den Ernstfall. Wenn die Bombe zu früh hochging und er nun keine Beine mehr hat. Bahn fünf ist also auch blockiert.
Bleibt Bahn sechs. Doch auf Bahn sechs kann man eben leider nicht bis zum Ende schwimmen. Denn dort steht der, der immer dort steht. Der Mann, den ich noch nie schwimmen gesehen habe. Er steht immer nur in der Beckenecke. Mitte 40 vielleicht, dünn wie ´n Besenstiel. Er steht dort die meiste Zeit mit dem Rücken zum Becken mit Blick aufs Nichtschwimmerbecken. Er schaut nur dorthin, wo die kleinen Jungs planschen. Dass der hier überhaupt noch reingelassen wird, wundert mich von mal zu mal mehr. Mit seinem lichten Haarkranz um die beginnende Glatz erinnert er mich manchmal an einen Pfarrer aus irgendeinem Film. Pfarrer? Na klar! Es ist einer von diesen Lehrern. Ein Lehrer, der mit seinen kleinen Jesuitenschülern hier ist. Jetzt wird mir so einiges klar. Vor allem, dass ich nächstes Wochenende in eine andere Schwimmhalle gehen werde. Da treffe ich wenigstens alte Bekannte, mit denen ich gern auf einer Bahn schwimme.
Tja, so ist das
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