Dann doch lieber brennende Fackeln

Alle wollen sie dabei sein. Die Linken, die Rechten, die Grünen, die Roten, die Schwarzen, die Gelben, die Armen, die Reichen, die Gewerkschafter, die Verbände, die Studierenden, die Arbeitenden, die Nicht-Arbeitenden, die Prominenten, die Abgeordneten, die Kulturschaffenden, die Bullen und jetzt auch noch die Konförderation der unterdrückten Migranten in Europa. Alle wollen zur Demo am 1. Mai. Alle wollen nach Berlin. Alle wollen sie laufend demonstrieren und sitzend blockieren, rufend skandieren und alle Gegner sabotieren.

Warum nur? Ich meine, ist es nicht schon schlimm genug, dass in diesem Jahr der erste Mai ein Sonnabend ist? Also dass all den fleißigen Werktätigen ein Feiertag geklaut wird? Ein Tag, an dem man gemütlich vor seiner Laube oder auf seinem Balkon sitzen könnte und sollte. Ein Tag, wie gemacht, für ein paar Stunden mit Freunden im Biergarten. Oder wie bei uns damals.

Als die Demonstration zum 1. Mai inklusive „Der Sozialismus wird siegen“-Losungen noch Pflicht war. Was aber, zumindest uns, nie interessiert hat. Wichtig war, dass man sich frühmorgens am Aufstellungsort sehen ließ. Der Anwesenheitsliste wegen. Einmal dort abgehakt, war es die Demo auch. Wenn sich dann die Marschreihen in Bewegung setzten, haben wir uns verpisst. Auf die Peißnitz zum Beispiel. Haben dort den ganzen Tag Skat gespielt. Oder Tischtennis. Dabei Hallesches Helles getrunken.

Und heute? Jetzt muss man fürchten, auf dem Weg in den Biergarten entweder den einen oder den anderen Vollidioten über den Weg zu laufen. An jeder Kreuzung muss man darauf achten, dass man nicht von links oder rechts angefahren wird. Oder angezündet. Sogar Fußballspiele in den Regionalligen werden an diesem Wochenende erstmals am Sonntagabend ausgetragen. Damit genügend Bullen aus Hamburg und Sachsen-Anhalt in Berlin auf links und rechts einprügeln können. Manche von denen freuen sich schon darauf, tuschelt man in den Hundertschaften. Und: Diese ganze Vollidioten-Prügelei soll in diesem Jahr auch noch in Pankow stattfinden. Da müssen wir wohl auch noch unsere Autos umparken, weil sie sonst abgefackelt werden. Auch das ist anders. Damals brannten maximal die Fackeln der FDJler beim Umzug. Aber die waren zu jener Zeit wenigstens weit von uns entfernt.

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4 Kommentare zu “Dann doch lieber brennende Fackeln

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  2. Ich habe heute jedenfalls denWerktätigen im Einzelhandel für morgen einen schönen freien Tag gewünscht. Die Callcenter der Telekom bleiben natürlich geöffnet, falls jemand fragen will, wo sein Stellplatz ist.

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