Wenn Rechts-Experten sprechen

Sie tauchen immer dann auf, wenn sie der Meinung sind, nun hätten sie etwas zu sagen. Wenn sie meinen, sie wüssten es besser. Weil sie entweder nichts zu tun haben den ganzen Tag, oder weil sie ihren Frust auf ihr eigenes Leben in Sinn entleerten Tiraden loswerden müssen. Plattitüden, Nachgeplapper, umnebelte Visionen, Schwachsinn.

Meist ohne Beweise, ohne handfesten Hintergrund, lassen sie ihren Gedankenmüll in Tausenden Kommentaren im Netz zurück. Sie, die Experten dieser Welt. Meist unfähig, in wahren Leben auch nur ein einziges Mal von sich aus einen fremden Menschen anzusprechen, wagen sie es sich, ihre Experten-Meinungen in Blogs und Online-Portalen niederzuschreiben. Sie sitzen daheim, trauen sich nicht auf die Straße, glauben nur an ihre eigene kleine Wahrheit. Kritik ist verboten, Zeitungsberichte erlogen.

Wie jetzt gerade wieder. Nach dem (bisher ohne Gegenbeweis) Freitod der Neuköllner Jugendrichterin Kirsten Heisig treiben es die Meinungs-Experten wieder besonders arg. Mord und Attentat sind da im Anmarsch und mit ihnen die (vor allem) versammelte Schar der rechten Volksgenossen. Es riecht nach politischen Anschlägen, nach Vertuschung, Verschwörung.

Besonders im jungen freiheitlichen Blätterwald rauscht es mal wieder angebrannt und die ersten Schuldigen sind dort bereits gefunden. Es könne so nicht gewesen sein. Da hat doch bestimmt der Ali seine Hand im Spiel. Genau. Und nur so. Andere springen aufs Trittbrett und bringen gemeinsam das gute alte deutsche Schießgewehr in Stellung. Sie führen zum Beweis Aussagen ehemaliger Kripobeamte an, zitieren Bürgermeister mit hanebüchenen Statements. Und die Untersuchungsergebnisse der Staatsanwaltschaft sind natürlich alle gefälscht. Doch echte Beweise hat keiner. Nur eine Meinung. Oder auch viele. Hauptsache man kann mal wieder Mord und Verschwörung in die Welt hinausexperten.

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