Hanna Wolf, Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), auf der 5. Tagung des ZK vom 3. bis 7. Feburar 1964. Die Tagung, auf der erstmals Robert Havemann öffentlich kritisiert worden ist. Wolf in ihrem Beitrag:
Genossen! Als ich am Sonntag die Rede des Genossen Walter Ulbricht zu unserem Plenum studiert habe, habe ich gemerkt, wie vieles ich nicht verstanden habe, besonders was die technischen Begriffe betrifft. Es waren für mich Fremdwörter, und ich dachte mir: Du bist doch sehr ungebildet. Ich dachte auch – das muß ich selbstkritisch gestehen -: Wahrscheinlich bist du in die falsche Falkultät gegangen. Was können doch die Chemiker alles machen! Welche Perspektive hat ein Naturwissenschaftler in unserer Gesellschaft, überhaupt in unserer Welt! – Aber ich gestehe, daß es nur wenige Minuten waren. Als ich das Referat des Genossen Ulbricht und die anderen Materialien des Plenums gründlicher studiert habe, kam ich besonders auf der Grundlage des Referats, zu der Überzeugung, daß es doch ganz gut ist, ein Gesellschaftswissenschaftler zu sein. Die Analyse, die wirklich hochwissenschaftliche Analyse, die Genosse Walter Ulbricht in seinem Referat gegeben hat, die hervorragende Kenntnis und Anwendung der Gesetze der gesellschaftlichen Entwicklung und der ökonomischen Gesetze – die ist doch typisch für einen Gesellschaftswissenschaftler, allerdings für einen Gesellschaftswissenschaftler, wie es der Arbeiter Walter Ulbricht ist…