Klaus Störtebeker hatte es gut. Er fuhr mit seinen eigenen Schiffen wann und wohin er wollte. Damals, als die Handelswege noch jenen vorbehalten waren, die Ware zu transportieren hatte. Als Reisewege nach Rügen frei von Blechlawinen waren. Er musste nicht die Fähre nehmen, weil ausgerechnet zum Ferienbeginn eine Baustelle hinter der neuen Rügenbrücke für 25 Kilometer Stau sorgt. Wir nahmen die Fähre. Und standen an. 2 Stunden und 30 Minuten. 1.000 Urlauber in 300 Autos vor uns hatten die gleiche Idee. Aber wir haben es trotzdem geschafft. Waren pünktlich in Ralswiek, hatten Zeit fürs Essen und saßen rechtzeitig auf unseren Plätzen in Reihe eins auf der Naturbühne in dem Störtebeker-Städtchen. Gespannt auf das, was da kommen sollte. Denn ein paar Fragen und Zweifel waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgeräumt. Mussten wir uns freiwillig Wolfgang Lippi Lippert anhören? Wollten wir uns wirklich mit 9000 anderen vier Toiletten und sechs Bierstände teilen? Uns ein Spektakel ansehen, bei dem es um die hanebüchene Geschichte um Klaus Störtebeker und den Schatz der Templeritter geht? Nein. Und nochmal Nein.
Nun, ich muss meine Vorbehalte in die Schatzkiste der alten Ritter verbannen. Es war natürlich rammelvoll, Lippi hat auch gesungen (u.a. politische Balladen über Christen und Moslems) und es ging um Störtebeker und um den Schatz der Tempelritter. Aber es war ein tolles Spektakel. Mit echten Schiffen, Pferden und einem Adler. Und mit Maria und Klaus. Explosionen, Schwertkämpfe, Feuerwerk und einem Pausen-Kamel inklusive. Gut inszeniert, gut gespielt. Wir kommen wieder. Denn 2011 soll Klaus den Schatz nun endlich finden. Und wir sicher einen besseren und schnelleren Weg dahin.
Da fällt mir noch der Spruch des Navi-Gerätes ein, nachdem wir zweieinhalb Stunden an der Fähre in Stahlbrode angestanden hatten: „Sie befinden sich immer noch auf der schnellsten Route.“