Deutsches Demokratisches Wortgut II

„Schneid ma von dor Wurschd noch n Runksen ab. Un nich zu dünne“, hallte es desöfteren durch den Pausenraum des VEB Landtechnischen Instandsetzungswerkes (LIW) Erfurt. „Von dor Lewwerwurschd oder vom Lewwerkäse?“ kam ab und an eine Nachfrage. Meistens ging es um einen Runksen vom Lewwerkäse, den man zusammen mit jeder Menge Senf und „nor Bemme“ dazu hinunterschlang. Denn viel Zeit war nicht in den Pausen beim LIW, standen wir doch unseren sozialistischen Mann am Fließband. Alte Traktoren- und Mähdreschermotoren wurden da auseinander genommen. Die Pausen waren so knapp, dass nicht einmal Zeit fürs Händewaschen blieb. Und so musste man, um den Dreck nicht mitessen zu müssen, die Pelle am Leberkäse lassen. So konnten wir auch mit verölten Fingern essen. Und weil dies mit dünnen Scheiben nicht funktioniert hätte, gab es richtig dicke Scheiben von der Wurst. Eben Runksen, Teil zwei der bpb-Serie „fast vergessenes demokratisches Wortgut“.

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Ein Kommentar zu “Deutsches Demokratisches Wortgut II

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