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Abu Dhabi
Desert Lights Trading Co.
Ich bin dann mal weg. Also nicht wirklich. Aber nach eingehenden Studien des Energiermarktes in Deutschland und Abu Dhabi habe ich mich selbstständig gemacht. Zumindest fast. Denn mir ist ein Licht aufgegangen. In Kooperation mit zwei ranghohen und vor allem reichen Sheiks (Scheichs) vor Ort haben wir heute die Desert Lights Trading Co. gegründet (Foto oben kurz nach der Vetragsunterzeichnung). Hauptbetätigungsfeld: Ex- und Import von Glühlampen.
Richtigen Glühlampen. Nicht der Energiespar-Dreck, den man in Deutschland kaufen muss. Sondern ehrliche und echte Glühlampen. 40-, 60-, 75- oder und 100-Watt-Lampen. Alles da. Wie früher bei uns. Und weil das Wort Sparen hier nicht existent ist, schon gar nicht in Zusammenhang mit Energie oder Strom oder Benzin oder Wasser oder überhaupt Irgendetwas, glauben wir alle an ein lohnendes Geschäft.
1,25 Dirham kostet die gute alte Lampe oder Birne hier im Supermarkt. Das wären dann etwa 25 Euro-Cent. Im Großmarkt gibt es natürlich ganz andere Preise. Geschätzte zehn Cent soll dort ne Birne kosten. Bei einem Weiterverkaufspreis von einem Euro je Lampe wird es sich für alle lohnen. Die Sheiks meinen, wir sollten gleich zwei Euro nehmen. Die Birnen würden auch dann noch wie warme Semmeln weggehen.
Recht haben sie. Denn der Deutsche wird sich freuen, wenn er wieder ne echte Birne in seiner Fassung hat. Da muss er nicht mehr durchdrehen. Bei geschätzten 40 Millionen Deutschen, denen die Energiesparlampen genauso auf den Keks gehen wie mir, rechnet die Desert Lights Trading Co. im ersten Jahr mit einem Umsatz von 240 Millionen Euro. Davon ausgehend, dass jeder nur drei Glühbirnen kauft. Das Doppelte ist eher wahrscheinlich. Und dann holen wir uns die ganze EU.
Aber es geht noch weiter. Weil man sich in Abu Dhabi einen Dreck um die Umwelt schert, werden wir selbstverständlich defekte und verbrauchte Lampen hier entsorgen. Irgendein Platz in der Wüste oder im Meer findet sich in den Emiraten immer. Da freut sich dann auch wieder das Umweltbundesamt. So, jetzt muss ich in den Großmarkt, die ersten Birnen abholen. Man sieht sich. So lange es hell ist. Übrigens: Suche noch Handelspartner. Die auch gerne mal ein gutes altes Ding in die Fassung drehen wollen.
Moderne zwischen DDR & Mittelalter
Es ist schon erstaunlich. Da fliegt man knappe sechs Stunden und schon ist man nicht nur in einem komplett anderem Klima, sondern auch noch in einer anderen Welt. Abu Dhabi. Es ist heiß hier. Am Tag möchte man eigentlich nur im Schatten sein. Am Abend kann man dafür aber lange draußen sitzen. Mit Blick auf die Skyline der Stadt. Die einem vorgaukelt, man wäre in einer modernen City. Stimmt auch. Was die Wolkenkartzer angeht. Die Supermärkte. Die Straßen. Die Shopping-Malls. Den Hafen. Den Strand. Die Promenade, die Corniche. Alles hypermodern. Alles schneller, höher, weiter.
Für Fußgänger wurde die Stadt nicht gebaut. Aber dafür kostet Taxi fahren ja (fast) nichts. 30 Cent pro Kilometer. Da kommt man sich einigermaßen blöd vor, wenn man von der einen auf die andere Seite der Stadt gefahren worden ist und der Taxikutscher will umgerechnet drei Euro. Und Busfahren. 40 Cent innnerhalb der Stadt. 80 Cent für die Außenbezirke. Etwa 15 Dirham, also keine drei Euro, kostet die Busfahrt ins 80 Kilometer entfernte Dubai. Machen wir morgen.
Klingt alles gut, sieht alles gut aus. Nur tiefer hineinblicken darf man nicht. Medien? Wie in der DDR. Berichte über die Königsfamilie, Reportagen über die Königsfamilie, Nachrichten aus der Königsfamilie. Und Berichte über die Erfolge des Landes. Wo stehen wir am besten da? Wo sind wir die schnellsten? Planerfüllung aller Orten. Natürlich, ein wenig Crime ist auch dabei. Und da landen wir dann im Mittelalter. Blutgeld. Steinigungen. Polygamie. Scharia. Ein Fall, der uns erzählt worden ist: Ein Mann verätzt das Gesicht seiner Frau mit Säure. Die Scharia entscheidet: Sie darf das nun auch bei ihm tun. Doch die Frau will das nicht. Daraufhin hat es ihre Mutter getan…
Sonst aber ist alles gut. Der Pool auf dem Dach mit 29 Grad warmen Wasser. Daneben die Poolbar, die entgegen aller Erwartungen neben Bier und Wein auch alkoholische Cocktails aus aller Welt anbietet. Und dahinter der Blick über die Stadt. Beeindruckend. Nach einem Rundgang gestern durch die City und die Mittagshitze (über 30 Grad) sollte es dann heute Ferrari-World werden. Die haben Montags geschlossen. Also gehts in die Marina Mall und zum Emirates Palace. Außerdem ist es leicht windig heute. Und Wind heißt hier, wenn er vom Land kommt, auch immer Sand. Also auf zum Shoppen. Denn auch da gibt es einen mächtigen Unterschied zu allen anderen Ländern, die wir bisher auf unseren Resien gesehen haben. Steuern? Was sind Steuern? Gibt´s hier nicht. Das Gehalt kommt Brutto aufs Konto. Und bei Zigaretten z.B. bezahlt man die Ware und nicht den Staat: Für ne Stange verlangen die hier neun Euro.