Manchmal komme ich nicht mehr mit. Mit den neuen Preisen. Also, mit den Preiserhöhungen. Vieles kann ich nachvollziehen. Anderes nicht. Die BVG zum Beispiel. Von 1,80 DM Anfang der 90er auf jetzt 2,60 Euro für eine Einzelfahrt. Verrückt. Nix dagegen, wären die Löhne und Gehälter ebenso gestiegen. Man stelle ich vor: Hatte man vor dem Euro 1800 Mark Gehalt, wären das jetzt 2600 Euro. Aber unsere Berliner Verkehrsbetriebe sind gegen andere noch harmlos. Den Gipfel der Preiserhöhungen haben jetzt zweifellos die Berliner Bäderbetriebe erklommen. 5,50 Euro kostet nun ein Besuch in Halle oder Freibad. Natürlich nur, wenn das Waser eine angenehme Kühle hat. Denn ist es warm, kostet es gleich noch einen Aufschlag. 1,50 Euro mehr kostet es, wenn die Temperatur aller Becken 30 Grad in der Halle oder 27 Grad im Freibad übersteigt. Kann man nur hoffen, dass die Sonne im Sommer nicht so oft scheint. Sonst wird es ein teurer Badespaß. Und bekommt die Gastronomie Wind davon, wird es brenzlig. Ich sehe schon die Aufsteller auf den Sommerterrassen. Warme Speisen 1,50 Euro Aufschlag. Und kalte Getränke natürlich auch.
Freibad
Russenbad
Ich wollte es schon immer wissen. Wer sind eigentlich diese Damen und Herren. Die morgen für morgen gemeinsam mit mir im Prinzenbad schwimmen. Bahn für Bahn. Schweigend. Manche schneller, andere langsamer als ich. Aber fast alle schwimmen wie ich minimum 20 Bahnen. Also 1000 Meter. An manchen Tagen auch mehr. Wenn das Wetter passt. Und wenn es nicht zu voll ist. Dann sind es auch schon einmal 30 Bahnen. Und oft frage ich mich: Was macht der neben dir auf Bahn fünf? Beamter? Polizist? Schlosser? Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes? Ein Diplomat? Oder Chemiker bei Bayer? Und der dahinter. Der mit der super sportlichen Figur. Ist das ein Sportler? Oder eher ein durchtrainierter Feuerwehrmann? Nun, ich weiß es immer noch nicht. Trotzdem habe ich wenigstens etwas erfahren. Das Sportbecken war heute früh wegen Reinigungsarbeiten gesperrt. Also mussten alle ins dahinter gelegene sogenannte Mädchenbecken (weil es beheizt ist). Und auf dem Weg dahin unterhielten sich die anderen. Zum ersten Mal in meiner Anwesenheit. Sie sprachen alle russisch.
Janz scheen frisch, wa?
Sie hat begonnen: Meine liebste Jahreszeit, die Freibadsaison. Heute morgen mit einem Sprung ins kühle Nass wollte ich sie eröffnen. Im Prinzenbad Kreuzberg. Das mit dem Sprung hab ich nach einem Temperaturtest mit den Zehen dann doch gelassen. Sie hatten am Eingang nicht gelogen. Das Wasser im Sportbecken war wirklich 15 Grad kalt. Gut, man hätte auch im Merhzweckbecken (dem sogenannten Mädchenbecken) bei 25 Grad schwimmen können. Aber das kann ja
jede(r). Also ab ins Sportbecken. Und ich muss zugeben: die ersten 200 Meter waren der Hass. Der Körper wehrte sich gegen das, was da um ihn herum war. Nichts als Kälte. Den Kopf eintauchen? Ging gar nicht. Oder, um es mit den Worten des Bademeesters zu sagen: Janz scheen frisch, wa? Aber ab der fünften Bahn war dann alles schön. Fast schon warm. Und nach 500 Metern war es dann der eine Spaß. So, wie es sein soll. Und wie kalt es auch gewesen ist, eines kann ich im Mädchenbecken nicht haben: ein ganzes Schwimmbecken für mich allein. Schon deshalb war es der perfekte Start in die Saison.