Pilzwanderung mit Rehkeule

harz_2015_01

Foto: berlinpankowblogger

Es war wieder einmal fast zu schön, um wahr gewesen zu sein. Und doch, es war wirklich phantastisch und wird sich als eines der schönsten Wanderwochenenden bisher im Gedächtnis einprägen. Ein Wochenende mit Freunden in der Unterklippe zu Friedrichsbrunn. Das war schon einmal der Hauptgewinn, denn kaum woanders sind wir jemals so zuvorkommend, perfekt, freundlich, bestens, hervorragend und fast schon freundschaftlich verwöhnt worden wie dort. Da muss man an dieser Stelle mal eine Empfehlung schreiben, denn so etwas wird immer seltener, obwohl guter Service heutzutage eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ist es aber nicht. Und nicht nur der Service war glänzend – auch die Ausstattung der Bungalows ließ nichts zu Wünschen übrig. 100prozentige Weiterempfehlung. Auch für uns wird es nicht der letzte Besuch dort gewesen sein.

Dann die Wanderung: Mit insgesamt 18 Wandervögeln von Friedrichsbrunn durchs Tiefenbachtal bis nach Treseburg. Unterwegs gab es Pilze, die dabei waren, wissen wovon ich schreibe – selten so viel gelacht. Das Lachen im Besonderen setzte sich dann fort, als es uns erlaubt wurde, das mitgebrachte und von der Unterklippe zubereitete, Lunchpaket im Biergarten zu tilgen. Zu Broten, Buletten und Eiern wurde Duckstein von Fass gereicht sowie Possen en masse – eine Wanderpause nach Maß inklusive neidvoller Blicke anderer Wandervögel auf unsere Spaßgesellschaft.

Zurück übers Rabental, Adlereiche und Köhlerhütte und so gelangten wir,  etwas ermüdet aber glücklich, nach sechs Stunden und etwa 17 Kilometern wieder in unsere Unterkunft, wo Kaffee und Blechkuchen als Wanderlohn gereicht wurde. Doch nur ein Stück für jeden – die einen hatten noch Bauchschmerzen vom Lachen, andere dachten schon ans Abendmahl. Dies bestand für die meisten aus Rehkeulen, die wohl besten, die wir je auf unsere Teller bekamen. Dafür ein spezieller Dank an die Küche der Unterklippe.

Am Ende war alles wieder einmal viel zu schnell vorbei und neben den bereits erwähnten Superlativen vor Ort, war es vor allem das gemeinsame Wochenende in der Runde mit Freunden, das in mir bleiben wird. Wie hat es „der Lange“ danach in einer E-Mail ausgedrückt? Freundschaft kann man eben nicht kaufen. So ist das. Danke dafür, das hat im Nachhinein dem Wochenende das Sahnehäubchen aufgesetzt.

Werbung

Urlaub im Hartz

Gespräch in der Berliner U-Bahn zwischen zwei Seniorenpaaren, dem Dialekt nach aus dem Südwesten Deutschlands:

Die eine Sie: Sagt mal, hab ihr vorhin mitbekommen, was die junge Frau da am Nachbartisch erzählt hat? Als wir essen waren? Von wegen zu wenig Geld für den Harz? Was muss sie auch Urlaub machen, wenn  sie kein Geld hat? Ausgerechnet im Harz?

Der andere Er: Nein, das hast du falsch verstanden. Die meinte, glaube ich, nicht den Harz. Sondern Hartz vier. Das Geld, das Arbeitslose vom Staat kriegen.

Schweigen.

Dann wieder Sie: Noch schlimmer. Arbeitslose machen auf meine Kosten Urlaub im Harz? Frechheit. Und dann gehen sie auch noch essen. Was hatte die nochmal? Ente? Unglaublich.

Kabelwirtschaft

Auszug aus der Rucksack-Packliste für den Urlaub am Blauen See im Harz 1984:

Fleischerhemd, Jeans, Jesuslatschen, Tramper, Taschenlampe, Zigaretten, Bier, Taschenmesser, Schlafsack, Zelt, Luftmatratze, PA, Moneten…

Auszug aus der Koffer-Packliste für den Urlaub USA 2012:

US-Euro-Stecker, US-Euro-Verteiler-Stecker, Kamera eins, Ladekabel Kamera eins, Kamera zwei, Ladekabel Kamera zwei, Zusatz-Akku Kamera eins, Zusatz-Akku Kamera zwei, Netbook, Ladekabel Netbook, Smartphone, Ladekabel Smartphone, Kindle Touch, Ladekabel Kindl Touch, HTC Flyer, Ladekabel HTC Flyer, Ipod Shuffle, Ladekabel Ipod Shuffle, Pässe, Kreditkarten, Krankenkassenkarten, Führerschein…

Was ich gern mal wieder tun würde

Mal wieder ins Kino gehen. In ein Kino mit Visionsbar. Wie damals in Merseburg. Kino Völkerfreundschaft – der Renner schlechthin. Man saß hinter allen anderen, vor sich ne Glaswand und während der Film lief, wurde man bedient. Von ner Kellnerin oder vom Oberkellner persönlich. Da gab´s dann Wernesgrüner Pilsener. Oder Rotkäppchen Sekt. Oder man bestellte gleich das Herrengedeck und bekam beides zusammen.

Mal wieder mit Freunden auf der Peißnitz in Halle Tischtennis spielen. Auf den Steinplatten dort. Dazu ein Hallesches Helles aus der Flasche. Später dann an den Schachtischen sitzen und Skat spielen. Dazu die neuesten Lieder von Queen, Deep Purple, Status Quo und den Stones hören. Natürlich vom Kassettenrecorder Sony oder Annett. Oder auch vom tragbaren Magnetspultonbandgerät. Karo rauchen dabei und nebenbei heimlich von den Mädchen träumen.

Mal wieder am und im Kanal schwimmen gehen. Mit dem Fahrrad hinfahren. Bis zur verabredeten Stelle. Ganz hinten, kurz vor dem Ende. Dann Klamotten runter und schwimmen, baden, Feuer machen. Bockwürste auf Stöcke aufspießen und in der offenen Flamme grillen (oder eher kohlen). Zwischendurch Karten spielen. Die ersten Griffe auf der Gitarre lernen. Ruby Tuesday üben. Und Heart Of Gold.

Mal wieder mit Freunden in die Erfurter Engelsburg gehen. Aber so wie damals eben. Mit einer Stunde anstehen. Hoffen, dass man auch ohne Studi-Ausweis eingelassen wird. Beruhigt sein, weil ja mindestens einer einen Med-Ak-Ausweis hat, obwohl schon lange kein Student mehr. Unten im Keller dann den Aromatique Flaschenweise kaufen und trinken. Oder zwischendurch mal ein „Gehirn“ oder ein „Geschwür“ runterwürgen (Eierlikör mit Kiwi oder Aro). Viele Blicke auf die heißen Studentenbräute werfen. Am Ende aber doch mit den Kumpels sturzbetrunken durch die Altstadt wanken.

Mal wieder den Grand Canon fahren. In den ohne Ypsilon. In unseren „Canyon“. Zwischen Rübeland und Hüttenrode verbotenerweise auf dem Reichsbahngelände zelten. Morgens in den Blauen See springen. Ins Dorf laufen. Bier, Brot und Büchsenwurst kaufen und hinaufschleppen. Ne Wasserleitung bauen. In Jeansweste und mit Ledermütze Tütensuppe aus dem Campingkochtopf löffeln. Abends zusammen mit Schorschi Musik machen. Dazu die lauschenden Freunde, ne Semper und einen Schluck Kreuz des Südens.

Oder was ganz anderes tun. Mit meiner Liebsten und den besten Freunden in den Urlaub. Mit dem Flugzeug weit weg. Über den Teich. Nach San Francisco zum Beispiel. Mit nem Mietwagen über die Golden Gate und dann die Küste hoch. Bis Seattle, weiter nach Vancouver. Von Vancouver Island aus Wale kieken. Dann in die Rockys fahren. Geysire im Yellowstone Nationalpark anschauen. Abends gemütlich vor dem Motel ein paar Bierchen kippen und über die Welt labern. Genau das ist es. Das werd ich tun.