eins und eins

text: ole pankow, irgendwann zwischen 1983 und 1985

vertont: ole pankow, 2015

 

eins und eins / ist nicht zwei / manchmal drei

und ein weg zum ziel / führt mal an uns vorbei

nicht ein boot / folgt dem sinn / den wir suchen

denn es folgt den fischen / und manchmal dem wind

 

doch es bleibt / was uns treibt

egal wohin / egal wie weit

auf den wegen / die wir gemeinsam gehn

 

nicht jeder tag / ist so gut / macht uns mut

dass wir ohne zweifel / ohne ängste sind

manches mal / sind wir schwach / verzweifeln wir

ohne hoffnung / an uns selbst / vergeht die kraft

 

doch es bleibt / was uns treibt

egal wohin / egal wie weit

auf den wegen / die wir gemeinsam gehn

 

einmal kommt / es so weit / dass ich sag

es ist zeit / den letzten weg zu gehn

und es wird / mir ein schmerz / meine hand

legt sich schwer / und meine liebe in dein herz

 

bis dahin bleibt  / was uns treibt

egal wohin / egal wie weit

auf den wegen / die wir gemeinsam gehn

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Kloppe oder „Kommste mal mit raus?“

Gestern gesehen in Solo Sunny. Der Saxophonist von Sunnys Band ist mal wieder bei ihr abgeblitzt. Deshalb macht er im Trunke eine Mädel am Tresen an: „Du, ich glaube, heute ist es soweit…“ Bevor er aussprechen kann, kommt der Freund der jungen Dame und sagt sofort: „Kommst Du mal mit raus?“ Beide verlassen das Lokal und kurze Zeit später fliegt der Musiker rückwärts wieder rein, er hat eine auf sein großes Maul bekommen. Später stellen seine Mitmusiker fest, dass er mit der dicken Lippe wohl sein Instrument nicht spielen kann. Darauf er:  „Der hätte jar nich kloppen dürfen. Der ist Leistungssportler.“

Es war eben doch nicht alles schlecht. Damals, vor 1989 im Osten. Schon gar nicht dieser grundehrliche, fauststarke Austausch von Meinungen. Und teilweise auch diese Art d er Klärung von Ansichten. Waren zwei nicht einer Meinung im Jugendclub Gimritzer Damm, hatten zwei zur gleichen Zeit ein Auge auf ein Mädchen geworfen, regelte man das vor der Tür. Nicht im Club, immer davor. Und damit war es eben aber auch geklärt. Oft genug standen beide Faustkämpfer kurze Zeit später gemeinsam am Tresen und tranken zusammen einen Goldi-Cola, oder auch zwei oder drei.  Der eine mit ner dicken Lippe, der andere oft mit angebrochener Hand. Nicht selten schwankten beide Streithähne gemeinsam nach Hause, während das Objekt der Begierde, der Anlass der Schlägerei, allein zurück blieb.

Oder sich dann auch mal einen Dritten angelte. Wie oft hab ich das wohl erlebt. Wenn „Kellu“ mal wieder sauer war, weil seine „Kirsche“ mit nem anderen Typen im Club getanzt hatte. Zwei, drei Bier später ging es vor die Tür. Das war so sicher wie die Aktuelle Kamera um 19.30 Uhr. Und „Kellu“ hatte nur wenig ebenbürtgige Gegner, damals (nur die beiden Brüder mit den Hunden, die direkt an der Saale wohnten, deren Namen ich vergessen habe).

Meist kam er kurze Zeit später wieder rein, bestellte ein Getränk am Tresen und regte sich noch ein paar Minuten über diese „Lasche“ auf. Dann war es aber auch vorbei. Auch ich „durfte“ einmal mit ihm vor die Tür. Auch bei uns war es kurz und schmerzvoll. Und auch ich stand ne halbe Stunde später mit ihm am Tresen und beendete den Streit mit „Was willst Du trinken?“ Ein Kreuz des Südens, ein Hallesches Helles und alles war wieder im Lot. Die dicke Lippe blieb noch ein paar Tage. Aber es war alles geklärt. Und das war wichtig.

Übersetzungen hinter verschlossenen Türen

Es ist schon seltsam. Da wühlt man in einer alten Kiste, weil einem während der Krankheit die Decke auf den Kopf fällt, und entdeckt dabei schriftliche Aufzeichnungen, die einem zuerst ganz schön fremd sind. Dann, nach und nach, fällt einem alles, aber auch alles dazu wieder ein. Obwohl es, ziemlich genau sogar, 25 Jahre her ist.

Wir saßen in unserem Jugendclub, in den Häuserschluchten von HaNeu. Während sich andere mit Jugendkarneval, Jugendtanz, Fotografie oder der ersten Freundin beschäftigten, saßen wir zu dritt oder zu viert in einem kleinen Raum. Die Tür hinter uns verschlossen, auf dem Tisch ein Kassettenrecorder Marke „Babett“. Wir saßen alle davor und lauschten gespannt und sehr, sehr aufmerksam die neueste Platte der westdeutschen Band aus Köln.

Bewaffnet mit Papier und Stift, versuchten wir die im Dialekt gesungenen Texte zu übersetzen. Gar nicht so einfach, hatten wir doch zu Kölsch damals überhaupt keinen Bezug. Doch wir hatten einen Experten unter uns. Derjenige, der der größte Fan damals war, vertand schon die meisten Worte von Wolfgang Niedecken und seiner Band BAP. Er war es auch, der die Original-Platten hatte. Von der Oma, aus dem Westen.

Und so saßen wir dann bei jeder neuen Platte, bei jedem neuen Album da und versuchten, die Texte zu verstehen. Wir konnten meist schon mitsingen, als wir die Texte noch gar nicht verstanden hatten. Aber so geht es ja heute noch so manchem mit englischen Texten. Dieser Song hier war jedenfalls auch dabei. Damals, bei der Übersetzung Kölsch-Deutsch, 1984 im Jugendclub Gimritzer Damm von Halle Neustadt.