Einen kennt jeder: Wie viele Menschen verschiedener Herkunft/verschiedener Berufsgruppen braucht man, um eine Glühlampe zu wechseln? Die Antworten reichen von keinen bis unendlich viele. Es gibt den Witz mit Ostfriesen, mit Beamten, Atomkraftgegnern usw usf… Alle mehr oder weniger zu Lachen. Besser aber ist es immer wieder, wenn die Realität den Witz einholt. Denn wenn die beste Satire das wahre Leben ist, kann es mit den Witzen nicht anders sein. So geschehen und gesehen diese Woche im U-Bahnhof Kurfürstendamm auf der Linie 9: Ein BVGer baut die neue Überwachungskamera an, vier halten sich an der Leiter fest bzw. sind wichtig.
U-Bahn
New York – Berlin
Und da sind wir wieder hier. Nach drei Wochen Nordosten und Osten USA und ein paar Tagen New York wieder in Berlin. Auch die deutsche Zeit hat mich nun nach zehn Tagen wieder zurückgeholt. Nach einer Woche Schläfrigkeit am Mittag und Schlaflosigkeit in der Nacht gehts nun wieder. Und ich bin froh über das schöne Herbstwetter, so kann ich auch noch weiter mit dem Rad zur Arbeit fahren. Denn die Berliner U-Bahn muss man nicht haben. Jedenfalls nicht das Mitfahren auf der U 9. Kaum hier angekommen, musste ich die Bahn zwischen Osloer Straße und Bahnhof Zoo nehmen.
Und, was soll ich sagen: So oft wie ich auf dieser kurzen Strecke angerempelt, doof angemacht und blöd angeguckt worden bin, ist es mir in New York nicht ein einziges Mal passiert. Obwohl wir dort viel und zu jeder Tages- und Nachtzeit gefahren sind. Ob nach Brooklyn oder in die Bronx oder nach Harlem. Überall waren die Leute, um es mal so auszudrücken, nett zueinander. Und zu uns. Und überhaupt viel lockerer und cooler drauf als der Pöbel hier in der Bahn.
Mann oh Mann. Davon ist Berlin weiter entfernt als vom Mond. Aber ich fahr ja sowieso mit dem Rad und mit neuen Jacken, Handschuhen und ner Mütze, die unter den Radhelm passt, werd ich so auch den Winter überstehen bzw. überradeln. Außerdem kann man da momentan sooo schön Festival of Lights kieken. Das ging in New York wiederum nicht.
berlin underground I
UnSinnlos I (Bus endet hier)
Es ist, zumindest für mich, immer wieder schön und lesenswert, wenn die deutsche Sprache nicht weiß, was sie sagen soll. Wenn sie unfähig ist, sich auszudrücken, Purzelbäume schlägt und sich um die wahre Information windet. Zum Beispiel Bus endet hier. Hier? Bisher war ich davon ausgegangen, dass an dieser Stelle, also vorn, der Bus beginnt. Oder anfängt.
Falsch. Bus endet hier. Steht ja groß dran. Oder meinte der Schöpfer dieser prägnanten Kurz-Information eventuell, dass die Fahrt des Busses hier endet? Aber wenn dies so gemeint sein sollte, warum steht dann nicht Fahrt endet hier dran? Und, was ist eigentlich Hier? Beziehungsweise Wo ist Hier? Ist Hier hier, wo das Fahrzeug jetzt steht? Oder ist Hier dort drüben, wo die letzten Fahrgäste den Bus verlassen haben? Oder ist Hier eventuell da, wo der Bus wieder losfährt? An der Endhaltestelle? Die ja eigentlich Beginnhaltestelle heißen müsste? Weil die Fahrt ja dort beginnt.
Oder aber der Bus. Bus beginnt hier. Hab ich allerdings noch nicht gelesen. Aber wer weiß, was die Berliner Verkehrsbetriebe noch alles so drauf haben? Mit dem Enden haben sie´s jedenfalls. Auch in den U-Bahnzügen. Die enden auch in den jeweiligen Endbahnhöfen. This train terminates here. Heißt es für unsere Gäste aus dem Ausland. Obwohl auch in den U-Bahnhöfen lediglich die Fahrt des Zuges und nicht er selbst endet. Oder eben anfängt. Je nachdem,von welcher Bahnhofsseite man die Treppe heruntergekommen ist. Links endet der Zug vorn, rechts beginnt er hinten. Bus endet hier. Teil eins der neuen bpb-Reihe UnSinnlos.
Ode an Ibrahim und Jaques
Liebe S- und U-Bahn-Möchtegern-Musikanten-Bettler. Ich wende mich heute in einem offenen Brief an Euch, weil Eure Anwesenheit nicht nur eine Zumutung, sondern vor allem auch eine Qual und außerdem Nötigung im besonders schweren Falle ist. Straßenmusik ist an sich eine schöne Sache. Menschen, die Musik auf der Straße machen, verdienen meine Respekt. Denn es gehört eine Portion Selbstvertrauen dazu, sich einfach so auf dei Straße zu stellen und Musik zu machen. Und noch etwas gehört dazu: Die Fähigkeit, Musik zu machen. Also die Fähigkeit, ein Instrument so zu bedienen, dass harmonische Klänge herauskommen. Musik eben.
Und genau das könnt Ihr nicht. Einfaches, wahlloses Herumdrücken auf den Tasten des Akkordeons hat mit Musik rein gar nichts zu tun. Lieber Ibrahim, oder wie auch immer Du heißen magst, Du musst Dich nicht wundern, wenn in Deinem Bettel-Kaffeebecher nur Centstücke landen oder Du sogar mit einem leeren Bettelbecher die Bahn verlassen musst. Denn was Du mit dem Akkordeon anstellst, ist nicht nur für das Instrument eine Qual. Vor allem uns Fahrgästen gehst Du auf die Nerven und auf die Ohren. Vielleicht kannst Du selbst ja nichts dafür, weil Du von Deinem Bettel-Clan losgeschickt worden bist, um das tägliche Salär zu erbetteln. Aber selbst dann solltest auch Du ein wenig Respekt vor der Musik haben, vor den Menschen, die tatsächlich Musik machen können. Und vor den Menschen, die gerne zuhören. Dir möchten wir nicht zuhören. Und noch ein kleiner Tipp: Ich bin überzeugt, dass Deine Einnahmen viel höher wären, wenn Du einfach nur mit dem Bettelbecher durch die Bahn laufen würdest. Ohne Akkordeon.
Und, lieber Jaques, oder wie auch immer Du heißen magst, auch an Dich habe ich eine Bitte. Du kannst, das muss ich zugeben, ein wenig Gitarre spielen und auch ein bisschen singen. Nun fährst Du seit etwa einem Jahr jeden Morgen mit der S-Bahn. Und singst jeden Morgen dieses eine Lied: Besame mucho. Auch das ist eine Zumutung. Sicher nicht für Touristen, die Dich einmal hören. Aber für Berlins arbeitende Bevölkerung, die Dich 200 Mal oder mehr im Jahr ertragen muss. Bitte lerne doch noch ein anderes Lied. Oder auch zwei. So bekommst auch Du vielleicht mal wieder ein en Euro in Dein Sammelsäckel. Oder Du verlegst Deine Bettelstunden etwas weiter in den Tag hinein. Denn der Anteil spendabler Touristen hält sich morgens um halb acht ziemlich in Grenzen.
Und eine weitere Bitte an all die marodierenden Bettel-Bands, die Berlin mit ihren klanglosen Süd(osteuropa)staaten-Melodien verseuchen: Lasst es bleiben, drückt die Knöpfe auf dem Akkordeon und auf der Klarinette dort, wo der Pfeffer wächst. Oder wenigstens auf der Straße. Denn ein Vorteil hat jede Art von Straßenmusik. Man kann auch weitergehen. In der Bahn können wir das nicht. Oder aber Ihr geht zur Musikschule. Ansonsten droht Euch irgendwann einnmal der Zorn Apollons.