Bilder aus der Fotokiste III

Heute gibt es ausnahmsweise in der bpb-Reihe ein Bild aus der Fotokiste des Klima-Beaufsichtigungs-Blogs ppq. Ein Bild aus der guten alten Chemie-Zeit. Während der Kindheit/Jugend in Merseburg. Als täglich Zehntausende aus der Umgebung zur Orweid ins Chemische Gombinat fuhren. Dreckschleudern soweit das Auge reichte. Im Süden Leuna, im Norden Buna Schkopau. Ein Stück weiter Wolfen und Bitterfeld. Und noch ein Stückchen weiter Piesteritz.

Überall diese herrliche Luft. Mal roch es nach faulen Eiern, mal nach verbrannten Tischtennisbällen. Mal war der Duft beißend, Tränen treibend, mal säuerlich brechreizend. Wie und wo auch immer. In meiner alten Heimat hatten wir immer diese Luft, diesen Duft. Nicht nach frischem Heu. Aber wir konnten, was heute keiner mehr kann: Anhand des Duftes in der Luft die Himmelsrichtung des Windes bestimmen.

Damals, als der Chemie-Schaum auf Saale, Elbe und Elster die Ufer überschwemmte. Und als Karbid schon lange nichts mehr mit Sauerampfer zu tun hatte. Sondern mit „harder Kleche“, Knast, Montage und Fleischerhemden. Als wir in Süd wohnten. Gegenüber vom Güterbahnhof. Wo man zur Schlafenszeit anfing, die Züge zusammenzustellen. Erst quietschten die Waggons laut in die Weichen. Dann knallten sie auf die stehenden Waggons. Jeder Puffer war zu hören. Dann qietschte es wieder, gefolgt vom Aufeinanderknallen der Puffer…

Laut. Aber nicht zu vergleichen mit dem Flugplatz der Russen, etwa einen Kilometer nördlich vom Amselweg in Merseburg Süd. Kurz hinter der Radrennbahn. Dort starteten in der Nacht die MIGs. Spätestens dann war Merseburg wieder wach. Wer nicht gerade im seligen Goldi-Rausch schlief, wurde spätestens geweckt, wenn die Kriegsflieger im Einsatz für den Frieden kurz über der Stadt den Schall durchbrachen.

Aber im Garten stand ein Pflaumenbaum. Und es gab Erdbeeren und Kopfsalat. Radieschen und Gurken. Die heute sicher keiner mehr essen würde, aus solch einer Gegend. Wie es geschmeckt hat? Gut, natürlich. Wie eben eigene Ernte schmeckt.

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