Groß, größer, White Buffalo

Große Musiker gibt es viele. Also solche, deren Musik sie groß gemacht hat. Große Musiker von der Statur her sicher nicht soviele. Einer derjenigen, der beides aufzuweisen hat, ist Jakob A. Smith, als Musiker unter The White Buffalo unterwegs und inzwischen auch hierzulande einer kleinen Fangemeinde  bekannt. Spätestens seit seiner Soundtracks für die Serie Sons Of Anarchy (u.a. Come Join the Murder mit den Forest Rangers) hat der große Mann auch in Europa treueste Anhänger. Nicht ohne Grund: seine Stimme, seine Texte, seine Statur – alles außergewöhnlich groß. Am Montag gab der Musiker aus Oregon ein kleines aber feines Konzert im Ramones Museum in Berlin. Anlass war eine kurze Promotiontour (Berlin/Hamburg/London) für sein Album Love and the Death of Damnation.

Das fünfte Album des aus Eugene (Oregon) stammenden amerikanischen Countrymusikers, der eine Zeit lang lieber in Parks und auf Straßen als in Clubs und Hallen spielte, zeigt wie kein vorhergehendes das textliche und musikalische Spektrum des Zweimeter-Mannes. Nachdem Smith viele Jahre über das Leben auf der Straße, über die Liebe und sein Land gesungen hatte, kam das 2013er Album Shadows, Greys & Evil Ways als ein Konzeptalbum über Kriegsrückkehrer aus dem Irak und brachte Smith die ersten größeren Erfolge in den USA. Nun singt er wieder über die Liebe, über den Schmerz, über Verlorenes, Vergangenes, über die Suche, über sich und das Leben. Ein Leben, das in seinen Songs immer etwas dreckig klingt, aber nie verlogen.

Kaum ein halbes Lied braucht The White Buffalo um das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Nicht nur, dass er eh alle überragt, trifft er mit seiner tiefen und vollen Stimme auch noch  den Ton seiner Gäste und so manche(n) mitten ins Herz, mit seinen Texten sowieso. Songs vom neuen Album (u.a. I Got You, Where Is Your Savior, Dark Days) feiert das Publikum genauso wie seine älteren (u.a Wish It Was True, Oh Darling, Don´t You Want It, Into The Sun). Nach einer Stunde ist dann auch schon wieder alles vorbei und obwohl oder gerade weil es viel zu kurz war, blieb am Ende nur eine Frage: Wann kommst Du wieder? Mit Band? „Maybe in the summer or by the autumn„, sagt der große Mann zum Abschied während er in Selfiehandys lächelt und Hände schüttelt. Thank you, great Buffalo!

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„Ja, die läuft auch gut.“

Mal wieder hatte ich mir auf 3sat Country-Bands angesehen und angehört. Nicht jedermanns Sache. Klar, kein Problem. Die Country-Schiene aus Übersee ist ja auch ganz schön überfrachtet. Und was gibt es da schon in Deutschland?  Truck Stop und Gunter Gabriel. Da will man ja nicht wirklich zuhören.

Aber es gibt halt doch so manche Band, die mehr verdient hat als ein Auftritt in Gottschalks Wetten-Show oder eine Anspielung im Schlagermagazin. Wie auch jene Band letztens. „Bob That Head“ hieß der Song und bald hatte ich auch den Namen der Band raus: Rascal Flatts.

Cool, die Jungs. Angefangen in kleinen Clubs, jahrelang gemuggt ohne Erfolge. Doch dann der Durchbruch, zumindest in den USA. Und jetzt das neue Album „Unstoppable“, u.a. mit der Ballade „Here Comes Goodbye“.

Am 7. April sollte ihre neue Scheibe auf den Markt kommen. Also bin ich am selbigen Tag los, in den Plattenladen. Wenn man jene Großmärkte, die unterdessen alle unter der Metro-Decke stecken, so nennen darf. Im Regal keine Rascal-Flatts-CD. Also zum Info-Tresen:

„Ich suche die neue CD von den Rascal Flatts.“ Der Info-Point-Betreuer schaut mich kurz an, tippt dann auf der Rechner-Tastatur und fragt: „Ist das einer von den neuen Deutschland-Sucht-Den-Superstar-Stars?“

„Nein“, sage ich. „Das ist eine Country-Rock-Band aus den USA. Und mit DSDS hat diese wohl nichts zu tun.“ Daraufhin schaut mich der Info-Point-Betreuer etwas merkwürdig an und sagt: „Country-Rock aus Amerika? Sind Sie sicher? Ich habe nämlich hier gerade die neue CD von Thomas Godoj auf dem Schirm. Ja, die läuft auch gut.“ Ja, leck mich am Arsch.

Die „Rascal Flatts“ hätte man aus dem Programm genommen. Zu wenig Nachfrage. Der Godoj würde da viel besser laufen. Ob ich da mal reinhören wolle? Nein, versuche ich höflich zu sagen, nein, ich geh dann mal lieber. Bevor hier noch ein Unglück passiert. Zuhause hab ich dann meine Freundin gebeten, mir die Scheibe übers Internet zu bestellen. Und hab mir zur Beruhigung gleich noch einmal das traurig-schöne Video angesehen…