Böse USA

Meistens zucke ich nur mit den Schultern, wenn ich so etwas höre. Oder ich schüttele kurz den Kopf und denke mir meinen Teil dabei. Oder aber ich zucke oder schüttele gar nichts und ignoriere einfach solcherlei Aussagen. Manchmal aber, besonders wenn ich hier (in den USA) bin, nervt es mich dann doch. Worum es geht? Ich wollte auf einem befreundeten Blog einen Gastbeitrag über das Leben hier in Saint Petersburg / Florida schreiben. Dies wurde abgelehnt, womit ich kein Problem habe. Ein Problem habe ich mit der Begründung: „Die meisten mögen die USA nicht so.“

Okay. Kann ja sein. Aber warum eigentlich? Diese Frage stelle ich mir schon lange und immer wieder. Gut, ein Präsident wie Donald Trump macht es nicht gerade einfacher. Dazu kann man stehen wie man will und so manche(r) darf sich drüber aufregen. Von mir aus. Allerdings:  Wenn sich Deutsche über Trump echauffieren, ist das etwa so, als würde sich der Dieb über den korrupten Richter beschweren. + Die USA führen Kriege? Deutschland exportiert jährlich Kriegswaffen für sechs komma acht fünf (6,85) Milliarden Euro. + Trump will eine Mauer zu Mexiko? AfD. + Trump schafft die Gesundheitsreform Obamas ab? In Deutschland fehlen tausende Pfleger und Krankenhauspersonal, wohl auch wegen schlechter Bezahlung.

Ich könnte dies noch unendlich – ein Buch füllend – fortsetzen, aber das bringt ja nichts. Deutschland ist der USA also näher, als so manche(r) denkt. Es muss also andere Gründe geben, warum man die „USA nicht leiden kann“. (Das sagen übrigens immer wieder Menschen, die in der Türkei, in Frankreich oder in Österreich Urlaub machen. Die kann man ja leiden. Da ist ja alles in Ordnung…)

Vielleicht ist es der Neid? Weil die USA vieles haben, wovon die Deutschen nur träumen können? Nationalparks seit 1872. Darunter solche wunderbaren Landschaften wie Yellowstone, Yosemite, Death Valley, Grand Canyon, Monument Valley, Arches, Badlands, Crater Lake, Everglades und viele weitere. Weil die USA solch phantastische Städte wie New York, San Francisco, Los Angeles, Seattle, Portland, Chicago u.v.a.m. haben? Weil hier alle, ausnahmslos alle, Menschen, die mir hier begegnet sind, höflich und zuvorkommend sind? Jederzeit bereit waren, mir bei allen Fragen und Problemen zu helfen?

Dass die KellnerInnen hier nur oberflächlich höflich sind, ist ein uraltes Klischee, woran aber heutzutage nichts mehr dran ist. Es ist wirklich eine Freude, dem Servive hier zuzuschauen. So maches deutsche Kneipenteam sollte hier mal Unterricht nehmen. Ich empfehle jedem/jeder Berliner BusfahrerIn, einmal in Harlem/New York oder Brooklyn mit dem Bus zu fahren. Sie/Er wird erstaunt feststellen, dass man als BusfahrerIn nicht nur freundlich, sondern vor allem auch gut drauf sein kann. Und das die komplette Schicht lang.

Tja, warum könnte man die USA sonst noch nicht leiden? Vielleicht der 360 Tage Sonne wegen, die es hier in Saint Petersburg gibt, wo ich gerade diese Zeilen schreibe. Eine Stadt in Florida zwischen Golf von Mexiko und Tamba Bay, eine wunderbar saubere Stadt mit u.a. einem kostenlosen Bus-Shuttle in der Innenstadt, mit einer aufstrebenden Kunst-, Kultur- und Gastroszene, mit den „Sunken Gardens“, dem „Tropicana Field“, einem wunderbaren historischen Viertel, in dem wir hier wohnen und und und.

Liegt es vielleicht an den großartigen Sportveranstaltungen hier, wie Baseball, Football, Basketball, Eishockey, Fußball und andere, bei denen es immer wieder zu wilden Auseinandersetzungen und Schlägereien kommt – allerdings selten zwischen Fans, sondern meist auf dem Spielfeld. Da ist die deutsche Fankultur mit rechten Schlägern und linken Ultras natürlich ganz anders.

Auch hier könnte man noch vieles aufschreiben, aber das bringt am Ende nichts. Ich denke mal, all jene, die die USA „nicht leiden“ können, waren noch nie hier. Das unterscheidet uns. Nicht nur, dass ich schon oft hier war – nein, ich kenne auch Deutschland, meine sogenannte Heimat. Ich denke schon jetzt mit Grauen an unsere Rückkehr. Das erste, was mir jedes Mal in Deutschland (auf dem Flughafen) begegnet, sind Deutsche mit miesepetrigen und verkniffenen Gesichtern, die Schubsen und Drängeln, um siebzehn Sekunden früher an ihre verschissenen Koffer zu kommen. Und das ist nur der Anfang.

Wenn es nicht einen kleinen Rest Familie, Freunde und einen wunderbaren Verlag, der meine Bücher veröffentlicht, geben würde, gäbe es keine Gründe mehr auch nur einen Tag länger in meiner „Heimat“ zu bleiben. Denn in diesem Fall geht es mir genau so wie jenen, über die ich heute geschrieben habe: Ich kann Deutschland nicht (mehr) leiden.

 

 

NYC Tag 7: Brunch bei Freunden

NYC Tag 7: Brunch bei Freunden

Das Schöne, wenn man New York schon mehrfach besucht hat, ist die Zeit, die man sich nehmen kann. Zum Beispiel einen halben Tag für einen Abschiedsbrunch bei Freunden. Genauso haben wir das gemacht. So ein Brunch mit allem, was man sich wünscht: Bagels, Cremecheese, Jam, Cheese-Omelette, Key Lime Pie und natürlich jede Menge Kaffee. Und Geschichten beiderseits über Vergangenes und Kommendes. Schnell kommt dabei heraus: Wir kommen wieder. Denn auch nach dem siebten Besuch ist vieles noch nicht gesehen. Besonders Neues. An der Spitze dabei steht Hudson Yards, die neue Stadt in der Stadt mit der demnächst höchsten Außen-Terrasse. DAnn das neue Williamsburg, die Bronx Brewerie, die dieses Jahr leider geschlossen hatte, neue Fährverbindungen und alte. Und die Fahrt den Hudson River hinauf. Genug für noch mehrere Besuche.

Das war´s also für 2018 in New York. Jedoch ist der Break dieses Mal nicht ganz so hart. New York – Berlin. Das ist immer ein harter Schlag für mich. Dieses Jahr nicht. Denn jetzt kommen zwei Wochen Florida. Berichte an dieser Stelle folgen.

New York – Bilanz:

53 gelaufene Kilometer

23 x mit der Subway gefahren

5 x Bus

4 x Fähre

Ein kurzer Abstecher nach Manhattan darf natürlich auch bei uns nicht fehlen

NYC 2+3+4

NYC 2+3+4

Tag zwei. New York

Die beste Nachricht zuerst: Wir haben unser Gepäck wieder. Entgegen dem Chaos auf dem Flug hierher verlief mit dem Gepäck dann alles easy. Lufthansa kündigte an, unsere Koffer am nächsten Morgen zu liefern und das fand dann auch so statt. Eine Mail von LH mit der Nachricht, dass das Gepäck um 10:58 ausgeliefert worden sei, konnten unsere Freunde bestätigen und somit waren wir wieder komplett.

Der zweite Tag hier verlief dann wie gewohnt: Kurzes begrüßen der Gegend hier, also eine Zwei-Stunden-„Wanderung“ durch Brooklyn und Park Slope, gefolgt von einem Kurz-Besuch am Broadway/Manhattan. Am Abend dann meine erste Lesung außerhalb Deutschlands. Es war grandios – Freunde von mir, die derzeit hier leben, waren gekommen und Freunde unserer Freunde – ziemlich ausnahmslos Journalisten. Sogar eine echte New Yorkerin war dabei – obwohl sie gar kein Deutsch versteht. Egal, da wurde einiges simultan übersetzt und so war ein ein phantastischer Abend. Alle Bücher, die ich mit hatte, gingen über den „Ladentisch“. Natürlich signiert und gewidmet.

Tag drei Stand diesmal im Zeichen des Greenwood Cemetery – einer der berühmtesten Friedhöfe New Yorks sowie der Mile Long Opera.

Der Friedhof wurde in South Slope auf dem höchsten Punkt Brooklyns errichtet. Schon das neogotische Tor ist beeindruckend und der Friedhof an sich dann noch mehr. Es ist ein aktiver Friedhof und so stiegen auch gerade dunkle Rauchwolken aus dem Kamin des Krematoriums, als wir eintrafen. Aber das änderte nichts an der Schönheit dieses Ortes. 600.000 Gräber soll es da geben.  Lage und Höhe gestatten immer wieder neue Ausblicke auf Manhattans Skyline, von der man sich sowieso nicht satt sehen kann. Die Zahl der Prominentengräber ist ebenso groß, wie der Friedhob an sich. Hier liegen zudem viele Opfer diverser Kriege. An Prominenz seinen Leonard Bernstein, Jean-Michel Basquiat oder Charles Clyde Ebbets genannt.

Die New York Times brachte es 1866 auf den Punkt: „Es ist der Ehrgeiz der New Yorker auf der Fifth Avenue zu leben, ihre Spaziergänge im Central Park zu unternehmen und sich zu seinen Vätern in Green-Wood zur (letzten) Ruhe zu legen. (Wikipedia)

Zur Mile Long Opera werde ich extra etwas posten – denn das verdient diese Veranstaltung.

Ach so: Ich sitze beim Schreiben traditionell bei Starbucks um die Ecke. Habe mir am ersten Tag für zwei Dollar einen Mehrwege-Becher gekauft, damit man hier nicht so viel Müll produziert. Tolle Idee. Ich hoffe, das setzt sich auch in Deutschland bald flächendeckend durch.

Bisher gelaufene Kilometer: 19

Tag vier. New York

Der Wetterbericht sagte für heute den heißesten Tag (28 Grad) voraus und somit war klar, was wir machen: Mit der Subway bis DUMBO, dort am East River bis zur New York Ferry schlendern und mit dieser nach Rockaway brausen. Wenn diese Jet-getriebenen Fähren mit 25 bis 30 Knoten (45 bis 55 km/h) über River und Atlantik jetten – dann bläst das einem nicht nur die Haare aus dem Gesicht, sondern vermittelt einem auch ein besonderes Gefühl. Auf Rockaway haben wir dann die Füße in die Atlantik-Wellen getaucht und den John Riis Statepark besucht, Ein wenig Sonnen verbrand aber glücklich ging es am späten Nachmittag zurück nach Brooklyn, wo wir den Tag in einem mexikanischen Restaurant ausklingen ließen. Diese Tour können wir allen empfehlen, die wiederholt in New York sind und mal einen Tag die Füße schonen wollen.

 

Bisher gelaufene Kilometer: 28

Park Slope in SWR / NYC 1

Park Slope in SWR / NYC 1

Finally here! Park Slope / Brooklyn / New York in black white red

Tag eins in New York: Wie fast schon traditionell Rundgang durchs Viertel – Park Slope – und dieses Mal mit nem Abstecher zum Broadway in Manhattan.

Gelaufene Kilometer: 8