RiP 2018

Es ist mein erstes RiP. Nein, nicht mein erstes Festival. Da habe ich einige mitgemacht. Besonders in den 90ern war ich (meist dienstlich) auf so manch großem Open Air Festival. Zum Beispiel Highfield (als es noch in Hohenfelden in der Nähe von Erfurt stattfand) und auch das Taubertalfestival hatten mir es angetan. Coole Bands, nicht ganz sooo groß. Nette Leute (meistens) und: ich durfte und konnte Backstage. Als Musik-Redakteur war das damals kein Thema – im Gegensatz zu heute. Beim Taubertal 2001 durfte ich sogar mal, weil ein Freund den Beleuchtungs-Chef kannte, bei einer meiner Lieblingsbands – New Model Army – den Spot auf Justin Sullivan „fahren“. Unvergessen. Mein mehr oder wenig guter Licht-Job ist hier zu sehen:

Nun also Rock im Park. Mit Bad Religion, den Foo Fighters, Gorillaz, Jonathan Davis, Thirty Seconds to Mars, Bullet for my Valentine, Rise Against, Stone Sour, Avenged Sevenfold u.v.a.m. … Ich freu mich und es wird spannend und heiß. Nicht nur wegen des Wetters und der zu erwartenden Gewitter.

Morgen früh geht´s mit der Bahn Richtung Süden. Wenn alles planmäßig läuft, bin ich kurz nach Mittag auf dem Zeppelinfeld. Ich melde mich dann hier an dieser Stelle von dort!

 

NMA GENIAL

Ach, hätte ich sie doch mitgenommen. Die Geige. War es vor zehn, oder schon vor 15 Jahren? Egal, irgendwann damals, nach einem Konzert der Army im Taubertal, hab ich mir die Violinen-Stimme von „Vagabonds“ eingeübt. Immer wieder, bis ich den Part im Schlaf spielen konnte. Danach hatte ich das Instrument bei einigen Konzerten dabei. Immer misstrauisch vom Einlass beäugt, aber mit meiner Begründung immer durchgekommen: Falls, ja falls Justin Sullivan nun doch mal wieder „Vagabonds“ spielen sollte und keinen Geiger dabei hat – dann melde ich mich einfach und spiele mit. Das ist – natürlich – nie passiert. Wenn ich auch immer ein klein wenig Hoffnung hatte.

Die Geige habe ich nun schon lange nicht mehr dabei. Schade eigentlich. Beim Konzert am Donnerstag in Berlin spielte Justin dann tatsächlich jenen Song. In der dritten Zugabe-Runde. Und, was soll ich sagen: Er wollte erst nicht, da ja der Geiger fehlt. Aber unter einer Bedingung hat er es dann doch getan: Das Publikum sollte den Geigenpart übernehmen. Mhm. Und ich ohne Geige. So ein Mist. Aber so ist das eben. Und ob ich mich überhaupt getraut hätte – wer weiß. Es war jedenfalls so mit das beste Konzert von New Model Army, bei dem ich bisher dabei sein durfte. Und das sind schon einige. Eigentlich war ich jedes Jahr bei einem. Seit 1990.

Doch so viel Power auf der Bühne, das war eher selten. Die Army rockte wie noch nie. Inklusive der Songs vom neuen Album. Songs wie Paukenschläge, voller Kraft und Energie. Justin, mittlerweile auch 57, war nicht zu bremsen und schmetterte einen Knaller nach dem anderen in den C-Club. Von den bekannten Hits abgesehen, haben sich besonders die neuen „March in September“, „I need more Time“, der Titelsong  „Between Dog and Wolf“ sowie die typisch NMA-balladesken „Learn Back an Fall“ sowie „Knievel“ in Ohr und Hirn gebohrt. Phantastisch. GENIAL. Auf ein Neues!

New Model Army im (meinem) Rampenlicht

Damals war es, 2001. Hardy hatte mich eingeladen. Zum Taubertal Festival. Ein kleines, aber feines Open Air unterhalb der und von Rothenburg. Ob der Tauber. Klar, ich bin hingefahren. Spielte doch meine Lieblingsband. New Model Army. Hardy war  T.L. Wie man im Jargon der Roadies sagt. Technischer Leiter. Ein Freund von ihm war der Chef vom Licht. Thronte das ganze Festival da oben auf seinem Turm. Mit dem besten Blick.

Und die beiden erfüllten mir einen Traum. Einmal „Spot fahren“ bei New Model Army. Also den Spot im richtigen Moment auf den richtigen Musiker richten. An und Aus. Hell und Dunkel. Gelb und Blau. Grün und Rot. Nach Anweisung. Über Kopfhörer. Es gab aber eine Bedingung: Also, wenn Du bei der Army Spot fahren willst, musst Du es auch bei Travis tun. Okay, warum nicht? Gesagt, getan. Na, jedenfalls fast. Nie werde ich den Licht-Boss von Travis vergessen. Der da in seinem Sessel thronte und seine Anweisungen gab. Yellow on Stage! Five, four, three, two… and go. Wehe, wenn dann auf der Bühne das gelbe Licht nicht anging. Dann war Polen offen. Beziehungsweise das Taubertal.

Und es kam, wie es kommen musste. Auf das Kommando „Go Yellow“ war auf einmal die ganze Bühne in blaues Licht getaucht. Und in den Kopfhörern aller Light-Hands war nur noch eins zu hören: Das Brüllen des Licht-Chefs: What the fuck is the blue light on stage? Yellow, I need Yellow!!! Now!!! Vor lauter Aufregung schwenkte ich meinen Spot kurz weit über die Köpfe der Band. Dachte, ich hätte das Blue Light verzapft. Aber ich war es nicht. Es war Hardys Kumpel. Der da den blauen Mist gebaut hatte.  Welch ein Glück. Dachte ich. Und Glück hatte ich wirklich. Denn wegen der Blauen-Licht-Affäre hatte niemand meinen kurzen Ausreißer nach oben mitbekommen.

Und so durfte ich dann auch bei der Army den „Spot fahren“. Natürlich den wichtigsten: Der auf Justin. Welch ein Erlebnis. Unvergessen. Und nun hab ich auch noch ein Video davon entdeckt…

You Weren´t There

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Dieser Song. Von der Army. Von der New Model Army. Im Urlaub fast täglich gehört. Im Urlaub dort drüben, in Amerika. Bei Freunden in San Francisco. Mit Freunden aus Halle. Ein schöner Urlaub. Wahrscheinlich sogar der beste bisher.

Und dann das Konzert. Vier Wochen später. Im Kesselhaus Berlin. Die Army auf der Bühne. Gut wie immer. Lang wie immer. Vier Zugaben. Eben wie immer in Berlin.

Zwei junge Typen neben mir. Beide so um die 20. NMA kamen grad auf die Bühne. Sagt der eine: „Wat machst Du denn hier. Dit is doch jar nicht deine Musik.“ „Det stimmt“, sagt der andere. „Aba ick wollte mal seh´n, wat meine Oll´n so für Musik hör´n.“

Aha. Seine Oll´n. Also bin ich wohl auch… Naja, wenn ich´s mir recht überlege. Dann bin ich wohl jetzt seit wenigstens 20 Jahren NMA-Fan. Und wenn ich seit 20 Jahren Fan bin, muss ich wohl auch einer von den „Oll´n“ sein.

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Wie auch immer. Das Konzert wischte alle anderen Gedanken weg. Die Army einfach nur Spitze. Mit Gänsehaut. Und mit der einen oder anderen Träne. Die sich einfach so mittendrin im Kesselhaus aus meinen Augen schmuggelte. Bei „Green & Grey“ zum Beispiel. Oder „Vagabonds“.

Und dann der Abgang. Nach der dritten Zugabe. Das Saal-Licht (auch wie immer) schon an. Die Fans fordern weiter. Und sie kommen noch einmal zurück. Frontman Sullivan nuschelt was ins Mikro. Etwa „I have a flash. Berlin going never finish.“ Sprach´s und läutete die nächste Runde ein. I was there.

Nur meine Video-Aufnahmen gingen alle (audio-technisch) daneben. Deshalb hier ein 2005er Ausschnitt eines Konzertes in Leeds.