Konzert & Lesung

Es war meine zweite Lesung und es war wieder mal ein großartiger Abend. Gelesen habe ich aus meinem Buch „Genquotient 8713“ dort, wo ich den Großteil des Buches geschrieben habe: In Sagers Kaffeerösterei in Berlin Charlottenburg. Der Hammer war Lorenz & Das Taschenbluesorchester mit Gast-Sängerin Sylvia Oswald aus Magdeburg. Einen herzlichen Dank an alle Musiker, an das Team der Rösterei sowie an alle Freunde und Gäste, die an einem Samstagabend den Weg zu unserem Konzert&-Lese-Abend gefunden haben. Das war sicher nicht die letzte Lesung an diesem wunderbaren Ort. Und in zwei Tagen geht es schon weiter. Dienstag lese ich in Halle (Kaffeeschuppen), Mittwoch in Jena (brandmarken) und am Donnerstag in Erfurt (Tikolor). Am Ende noch ein Dankeschön an Charles Yunck, der diese phantastischen Fotos gemacht hat:

Against Me

Es war ein großartiger Abend im SO36.  Schon wegen der beiden Vorbands Mobina Galore und Milk Teeth hätte sich der Besuch gelohnt. Punk aus Kanada und aus England. Herrlich einfach und schnöde, kein Rumgezicke auf den Instrumenten. Klarer geht Punk wohl kaum. Dann aber standen sie endlich auf der Bühne: Laura Jane Grace, James Bowman, Inge Johansson und Atom Willard von Against Me. Ich hatte die Band aus Gainesville/Florida zuletzt 2014 in Tempe/Arizona als Support von The Gaslight Anthem gesehen. Ich kannte sie vorher schon, auch aus der Zeit, Lara noch Tom (Gabel) war. Nicht jedoch live, Tempe war die Premiere für mich.  Und damals stand fest: Das nächste Konzert in Deutschland darf ich nicht verpassen. Nachdem ich dann auch noch das neue Album Shape Shift with Me (eine „Transperspektive“ auf Liebe und Sex) gehört hatte, war klar, dass ein Konzerbesuch Pflicht sein würde. Und es kam wie erwartet: Laut, schrill, grandios. Transgender Laura & Kollegen hauten einen Song nach dem anderen von der Bühne, neue Songs, alte Hits mit dermaßen viel Power und guter Laune, dass das komplette SO36 ausflippte. Ich hab (leider nur) mit dem Handy einen Klassiker aufgenommen. Und für alle, die weder Sängerin Lara noch Tom kennen, hier die Version, als Lara noch als Tom auf der Bühne und im Leben stand:

 

 

Foo Fighters Berlin

Hier ist er also nun – mein kleiner Mitschnitt aus der Mercedes-Benz-Arena. Es war ein 140-Minuten-Feuerwerk der Extraklasse. Mehr muss man eigentlich nicht sagen/schreiben. Der einzige, der an diesem Abend saß, war Dave…

Ich glaub, es hackt

foofighters_tickets_01Ich mach ja vieles mit, aber hier sind die Grenzen eindeutig überschritten. Game over. 189 Tacken für das preiswerteste Ticket. 359 Euro für den Unterrang! Ich glaub, es hackt. Bleibt die Frage, wer sich den Schotter einsteckt. Die Band oder der Veranstalter. Ich tippe mal auf Letzteren, schließlich kann man die Fighters in den Staaten fast überall für 50 Dollar sehen. Da lohnt sich ja fast der Flug über den Teich. Und das Konzert in Hamburg müsste man eigentlich boykottieren. Die spinnt doch, die Anschutz Dingens Group.

Nachtrag: Habe Karten für 76 Euro in Berlin bekommen. Geht doch.

…und dann bring ich sie um

nma_01Irgendwann wird es soweit sein. Dann führen sie mich ab. Dann gehts direkt aus der Konzerthalle in den Knast. Dann habe ich sie umgebracht. Sie, die falschen Fans, die wir-haben-bei-einem-ratespiel-im-radio-zwei-tickets-gewonnen-konzertbesucher. Wie ich sie hasse. Oder die, die ihre Tickets zum Geburtstag, zu Weihnachten oder, noch schlimmer, zum Valentinstag, bekommen haben. Und eigentlich gar nicht hingehen wollten. Weil sie die Band gar nicht kennen. Noch nie was gehört haben vom Künstler, der sich auf der Bühne abrackert. Die, die überhaupt keine Ahnung haben, was da auf der Bühne gespielt wird. Geschweige denn, was die da singen. Ist ja ausländisch. Vasteh ma nich.

Die sind wirklich schlimm. Besonders, wenn sie neben einem stehen. Oder, noch besser und viel öfter, wenn sie direkt vor einem stehen. Hand in Hand. Arm in Arm. Und immer vor mir. Nicht vor anderen. Nein, vor mir. Irgendwann fängt Sie an, mit dem Arsch zu wackeln. Und in den Knien zu wippen. Eine Art Tanz. Wie in der Disco (sie ist auch angezogen, als ob sie zur Disco gehen wollte). Zu einem Song, der mehr politisches Statement in sich hat, als diese zwei da vor mir je in ihrem Leben von sich geben werden. Vom Geschehen auf der Bühne sehe ich nun nur noch ab und an was. Jetzt seh ich was. Jetzt nicht. Jetzt seh ich wieder was. Jetzt wieder nicht. Meine linke Hand ballt sich leicht zur Faust, die rechte knautscht den Bierbecher. Vorsicht, noch ist (teures) Bier drin.

Er nimmt dann seinen Arm von ihrer Schulter. Es ist ihm nun doch etwas peinlich. Sie legt aber schon zwei Takte später seinen Arm wieder dahin zurück. Schaut ihn kurz  Kopf schüttelnd und vorwurfsvoll an. Hallo!!! Wir haben die Karten gewonnen. Also mach schön mit, mein Hübscher. Auch wenn keiner von uns beiden weiß, was hier eigentlich abgeht. Sagt dieser Blick. Da muss Er nun durch. Oder auch nicht. Er wehrt sich. Wie? Genau! Er fängt an zu diskutieren. Während der Künstler auf der Bühne gerade seine schönste Ballade anstimmt und die ersten Takte bei den echten Fans für Gänsehaut sorgt, quatschen die beiden da vor mir dazwischen. Reden dem Künstler ins Lied. Nun ballt sich auch mein Hirn zur Faust.

Ich nehme den Becher mit dem Bier, halte ihn kurz über ihren Kopf, schütte dann den Inhalt auf sie, als gleichzeitig mein Nachbar sie anstößt und zu ihr sagt: Halt jetzt deine Fresse oder verpiss dich. Sie wollen zuerst protestieren, sehen dann aber ein, dass sie gegen 500 oder mehr keine Chance haben. Gerade, als sie sich zum Gehen entscheiden, erwache ich aus meinem Wunschtraum. Natürlich stehen sie immer noch vor mir und quatschen und tanzen und reden und meckern und reden und quatschen und reden. Nur eins machen sie nicht: Zuhören. Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, sie umzubringen. Ich tu es nicht. Mein Messer hat der Türsteher konfisziert. Ihr Glück. Und nun ist auch das Konzert vorbei. Aber ich weiß, dass ich es irgendwann einmal tun werde. Dann bring ich sie um.